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smudge

Kalenderblatt Juni


Galerie mit 4 Fotos

Unser Juni-Kalenderblatt: Geduld kann (Hunde-)Leben retten

Kurz vor ihrem 17. Geburtstag fiel Xenias Entscheidung, in ihrem Leben Platz
für einen eigenen Hund zu schaffen. Wie vermutlich die meisten aller zukünftigen
Hundebesitzer, träumte auch sie von einem freundlichen, verspielten, gut
sozialisierten Tier, das keine Probleme machte und das man einfach liebhaben musste.
Vor allem Boxer hatten es Xenia angetan, und so suchte sie ganz gezielt in Zeitungen
und Foren, ob jemand einen solchen (Traum-)Hund abzugeben hatte.

Sie fand schließlich eine Anzeige, in der sich ein Paar von seiner zehn Monate alten
Boxer-Labrador-Hündin trennen wollte, und ließ sich Fotos von ihr schicken. Es war
Maggy – und es war Liebe auf den ersten Blick! Ein sehr braves Hundemädchen, so wurde
Xenia von den Besitzern versichert, das bereits super aufs Wort hörte. Nur mit dem
Alleinsein klappte es noch nicht so ganz... Da Xenia jedoch gerade mit dem Schulabschluss
fertig war und erst einmal sieben Wochen Ferien hatte, sollte die Eingewöhnung und ein
entsprechendes Training kein Problem sein.

Die erste Begegnung mit Maggy war für Xenia unbeschreiblich. Auch Maggy war, als Xenia
zur Abholung eintraf, außer sich vor Freude, sprang an ihr hoch, leckte sie ab und konnte
sich kaum beruhigen. Auf dem Heimweg kuschelte sie sich gleich an ihr neues Frauchen
und schlief die ganze Fahrt neben ihr.

Bei Xenia zu Hause war Maggy dann aber doch mit einem Mal sehr vorsichtig und unsicher.
Sie wirkte eingeschüchtert und ließ sich von niemandem richtig anfassen (außer von Xenia).
Dafür klappte das Gassigehen schon recht gut – drei Tage lang war Maggy tatsächlich ein
super braver Hund. Doch dann begann der Albtraum...

Von einem Tag auf den anderen war es nicht mehr möglich, mit Maggy spazieren zu gehen – sie
flippte bei allem aus, was sich bewegte, Autos, Radfahrer, andere Menschen... Ganz besonders
schlimm war es aber bei Männern, Motorrädern und anderen Hunden! Dann biss sie wild um sich,
zog und zerrte an der Leine und riss Xenia hinter sich her. Diese war bald ganz verzweifelt
und ziemlich ratlos. Im Haus war Maggy nämlich immer wie ausgewechselt, lammfromm und ruhig...
Nur vor Besen und Stöcken hatte sie Angst, das war Xenia von Anfang an aufgefallen, und wenn
jemand beim Reden versehentlich die Hand hob, verkroch sie sich gleich in die Ecke.

Fünf Wochen lang versuchte Xenia, die Situation irgendwie in Griff zu bekommen – dann holte
sie sich professionelle Hilfe bei einem Hundetrainer. Nachdem dieser Maggys Ausfälle auf der
Straße selbst miterlebt hatte, fand er eine Erklärung für ihr seltsames Verhalten: Maggy
hatte furchtbare Angst! Doch anders als die meisten Hunde, die lieber zurückweichen oder
weglaufen, wenn sie Angst haben, ging sie sofort zum Angriff über. Sie musste in ihrem
kurzen Leben wohl schon sehr viele schlechte Erfahrungen gemacht haben und war definitiv
geschlagen worden! Außerdem fehlten ihr einige Zentimenter an der Rute...

Drei Wochen später begannen Xenia und Maggy mit dem Training, und es sollte ZWEI Jahre dauern,
bis aus Maggy schließlich doch noch ein äußerst verträglicher und zuverlässiger Hund wurde.
Zwei Jahre, in denen Xenia mindestens einmal in der Woche blutend nach Hause kam, weil Maggy
sie mal wieder irgendwie "erwischt" hatte, sie von ihr mitgerissen wurde (und dabei sogar
einmal mit dem Kopf gegen einen Baum knallte) oder in denen ihr Maggy dreimal den Daumennagel
wegbiss. Das alles stand Xenia mit Maggy durch – auch wenn ihr viele Menschen rieten, so einen
gefährlichen Hund doch besser einschläfern zu lassen. Xenia jedoch gab nicht auf und verstand
Maggys Verhalten immer besser. Alles wurde gut...

Inzwischen sind sechs Jahre vergangen. Maggy hat sich zu einem Hund entwickelt, den man überall
mit hinnehmen kann, der mit Kindern spielt und schmust, sich mit allen Hunden versteht und beim
Reiten ganz brav mitläuft. Sie ist heute ein entspannter und zufriedener Hund, der viele, vor
allem jedoch sein Frauchen äußerst glücklich macht. Das einzige, was von Maggys Problemen
geblieben ist, ist das Motorrad-Problem. Aber selbst da flippt sie nicht mehr komplett aus –
sie bellt einfach nur.



Fotos: Simone Stachl