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smudge

Kalenderblatt Februar


Galerie mit 5 Fotos

Unser Februar-Kalenderblatt: Schutzengel kann man nie genug haben

Die Geschichte von Flecki, dem schwarzen Farbratten-Männchen, liest sich wie
eine Mischung aus Märchen und Thriller. Sie beginnt in einem holländischen
Kleinlaster, der eine große Zahl an Kleintieren zu einem italienischen Tiermarkt
liefern sollte, unterwegs in Österreich jedoch in einen schweren Unfall
verwickelt wurde. Dabei überschlug sich das Fahrzeug, viele Tiere wurden getötet,
andere entkamen in die freie Wildbahn, ein Großteil konnte jedoch vom Team des
TIKO (Tierschutz-Kompetenzzentrum Kärnten) wieder eingefangen werden. Neben Flecki
waren das genau 1.697 weitere Tiere, davon sehr viele Exoten wie Opossums,
Gürteltiere, Schlangen, Präriehunde – und sogar ein Pampashase war darunter!
Während die Tiere im großen Saal des TIKO in Käfigen untergebracht, versorgt und
tierärztlich behandelt wurden, heuerte der Tierhändler, dessen verunglückter
Kleinlaster nicht einmal eine Transporterlaubnis gehabt hatte, kurze Zeit später
ein anderes Unternehmen an, das die geretteten Tiere wieder zurück nach Holland
bringen sollte. Deren Mitarbeiter bekamen jedoch beim Anblick der winzigen
Transportkäfige, in die die Tiere für die Rückführung hätten gepfercht werden
sollen, derartige Skrupel, dass sie letztlich den Auftrag des Rücktransport
ablehnten. Da die österreichischen Tierschützer aus verständlichen Gründen
auch nicht gewillt waren, dem Händler die Tiere abzukaufen, verzichtete
dieser – wohl um noch höhere Kosten zu vermeiden – schließlich auf seinen "Besitz".

So kam es, dass Flecki mit rund hundert weiteren Nagern (Ratten, Mäusen und Hamstern)
erst einmal ins Tierheim nach München umzog, das dem TIKO grenzübergreifend bei der
Vermittlung der Tiere behilflich sein wollte. Dort wurde er schließlich von Silke
und ihrer Familie entdeckt und sofort adoptiert – zusammen mit drei anderen Ratten,
die nun seine neuen Kumpels waren. Endlich hatten die vier Rattenjungs ein schönes,
rattengerechtes Leben: die großen und die kleinen Zweibeiner kümmerten sich liebevoll
um sie, spielten mit ihnen und gaben ihnen viel Freiraum für eigene "Erkundungen".
Als besonders aufgeweckt und gewitzt stellte sich dabei Flecki heraus, der immer nur
Unsinn im Kopf hatte und es bald schaffte, selbst die Käfigtür zu öffnen.

Eines Sonntagmorgens war es dann soweit: Flecki war tatsächlich weg – unauffindbar!
Silke, ihr Mann Christian und die beiden kleinen Söhne stellten bei der Suche nach
Flecki das ganze Haus auf den Kopf, legten Leckerlis aus, Möbel wurden verrückt...
ja sogar die halbe Küche auseinandergebaut in der Hoffnung, ihn irgendwo in einem
Hohlraum zu finden. Doch Flecki blieb verschwunden. Zum Glück hatte er aber doch noch
eine kleine "Spur" hinterlassen, die Silke bald entdeckte: In der Toilettenschüssel
lag... die Hinterlassenschaft einer Ratte, ganz eindeutig! Schlagartig war allen klar,
welchen Weg Flecki genommen haben musste: die Kanalisation! Konnte er das überlebt
haben? War er vielleicht ertrunken? Musste er andere Ratten fürchten, die draußen
lebten und womöglich ihr Revier verteidigten? Die Sorge war groß, vor allem als man
auch noch hörte, dass vielleicht sogar gerade (Ratten-)Gift in der Kanalisation
ausgelegt war. Schnell wurden alle Nachbarn informiert und um Nachricht gebeten,
falls sich der kleine Ausreißer bei ihnen blicken lassen sollte, in einem angrenzenden
Schacht wurden Futter und Fleckis Schlafhäuschen verteilt. Die darauffolgende Nacht
war bitterkalt und man rechnete mit dem Schlimmsten...

Am Montag bat Silke schließlich im Gemeindeamt um Unterstützung, das auch tatsächlich
einen Mitarbeiter schickte, um das Sieb an einem bestimmten Streckenabschnitt zu prüfen.
Wäre Flecki mit dem Abwasser dorthin gespült worden, hätte er dies wahrscheinlich
durch den hohen Druck des Wassers nicht überlebt. Gottseidank war das Sieb jedoch leer,
also bestand weiterhin Hoffnung, Flecki lebend zu finden. Im nächsten Schritt wollte
man die einzelnen Kanalabschnitte durch die geöffneten Kanaldeckel prüfen, die jedoch
wegen Hochwassergefahr allesamt verschraubt waren. Bis das passende Werkzeug besorgt war,
verging nochmal ein halber Tag des Wartens und Bangens. Dann das Öffnen des ersten
Gullideckels... kein Flecki weit und breit. Beim zweiten Deckel trat jedoch das
kleine Wunder ein: Im Schein der Taschenlampe entdeckte man Flecki, der auf einer
Stufe kauerte und selbst sehr erleichtert über seine erneute Rettung zu sein schien!
Er hatte seinen Ausflug zwar mit einem kleinen Schnupfen, jedoch ohne erkennbare
Blessuren überstanden.

Mit einer derart abenteuerlichen Biographie werden wohl nicht sehr viele Haustiere
aufwarten können. Flecki hatte nach seiner Rückkehr aus dem Kanal noch ein schönes Leben
inmitten seiner Ratten- und Menschenfreunde. Leider haben wir erfahren, dass er wenige
Monate nach den Fotoaufnahmen – altersbedingt – gestorben ist.

Machs gut, kleiner Flecki, und grüß all unsere tierischen Freunde da oben!



Fotos: Simone Stachl